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Unsichtbarmachung im Namen der Toleranz: Baden-Württemberg

Als im Novermber 2018 in Baden-Württemberg eine sogenannte "Landesantidismiminierunsstelle" eröffnet wurde, schwante uns nichts Gutes - erinnerten wir uns doch an die (A)DS des Bundes, die Transsexualität mittlereile abgeschafft hat, und ganz im Sinne der neuen medizinisch-psychiatrischen Leitlinien nur noch "Transmenschen" kennt, die sich mit einem anderen sozialen Geschlecht identifizieren. Und tatsächlich fand sich die institutionalisierte Unsichtbarmachung dann auch gleich auf der dazu gehörigen Website.

Auf der Website der neuen Diskriminierungsstelle in Baden-Württemberg heisst es:

"Auch intersexuelle Menschen und Trans-Menschen werden geschützt. Intersexuelle Menschen lassen sich körperlich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen. Trans-Menschen bezeichnet Menschen, die sich nicht oder nicht nur mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde."
(Quelle:https://sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-sm/intern/downloads/Publikationen/LADS_Broschuere_2018.pdf)

Die Fremdbestimmungslogik ist in der Regel gegeben, wenn Menschen mit uneindeutigen(!) körperlichen Merkmalen (über das "deutig" in "uneindeutig" darf gerne nachgedacht werden) "inter*" genannt werden und dann, wenn Menschen sich anders zu ihrem Geschlecht äussern, als ihre Genitalien, diese Menschen dann als "trans*" bezeichnet werden und ihnen eine spezielle geschlechtliche Identifikation unterstellt wird. Zu der Sache mit dem "uneindeutigen" Geschlecht gesellt sich nun ein "zuordnen lassen". Genau darum geht es dann wohl.

Das ist geschlechtliche Fremdbestimmung!

Was aber haben diese transsexuellen Menschen nun schon wieder? Ganz einfach: Transsexualität meint, dass ein Mensch - unabhängig seiner Identität - ein Wissen darüber hat, dass körperliche Merkmale vom eigenen Geschlecht abweichen. Es ist wirklich wichtig, sich das klar zu machen: Transsexualität ist unabhängig der sogenannten geschlechtlichen Identität (die als "gender identity" im Englischen klarer macht, dass es um soziale Identifikation geht - denn "gender" ist das soziale Geschlecht).

Menschen mit Transsexualität können sich als dieses oder jenes identifizieren... das ändert aber nichts daran, dass es eines gibt, was sie gemeinsam haben: Sie wissen, dass ihr Körper nicht ihrem Geschlecht entspricht. Und sie suchen dann medizinische Hilfe auf. Und genau da schliesst sich dann der Kreis der Fremdbestimmung: Wenn nun diese Hilfe abhängig davon gemacht wird, wie sich ein Mensch denn identifiziert, dann haben wir es mit geschlechtlicher Fremdbestimmung zu tun.

Aber warum wird denn überhaupt geschlechtlich fremdbetsimmt?

Es geht nicht um die wenigen Menschen, die hier Hilfe ersuchen. Es geht - so unsere Vermutung - vielmehr darum, ein Menschenbild aufrecht zu erhalten, das aus Genitalien dann die Rollen von Menschen ableitet. Wenn nämlich Genitalien zum "biologischen Geschlecht" gemacht werden und dann darauf aufbauend von "Geschlechtsidentität" gesprochen wird (die dann auch abweichen kann) meint das in der Regel, dass Genitalien Identitäten eingeschrieben werden. Und wer von "trans*" und "inter*" spricht und diese Worte so definiert, wie der Text der Diskriminierungsstelle des Landes Baden-Württemberg, der will genau das: Menschen anhand ihrer Genitalien in Kategorien einteilen.

Leider konnte sich so eine Logik auch deswegen wieder verbeiten, da auch Menschen, die dem LSBTTIQ-Spektrum angehören, diese Weltanschauung vertreten. Uns sind in den letzten Jahren zahlreiche Lesben, Schwule und auch Transvestiten begegnet, die damit kein Problem haben, wenn die Genitalien als das biologische Geschlecht gleichgesetzt werden oder auch in Ordnung finden, bestimmte soziale Geschlechterrollen zu spielen (was manche dann "gender expression" nennen). Es war in den letzten Jahren die gefühlte Mehrheit. Und Mehrheiten führen zu politischen Institutionen. Und diese Institutionen werden dann ganz im Sinne genitaler und medizinisch-psychiatrischer Logik weiter daran interessiert sein, geschlechtlich zuzuteilen ("zuteilen"? Siehe: Zitat der LADS).

Angesichts dessen, dass nun in Baden-Württemberg nun auch Menschen mit Transsexualität in staatlichen Dokumenten unsichtbar gemacht werden - etwas, was wir nicht erhofft hatten, da ja immerhin so etwas wie LSBBTIQ in Baden-Württemberg besteht und das zweite T da nicht zufällig steht - müssen wir nun leider Baden-Württemberg als Land ansehen, in denen geschlechtliche Fremdbestimmung möglich ist.

Uns bleibt dann nichts anderes übrig, als auf solche Entwicklungen hinzuweisen und dafür einzutreten, dass diese Fremdbestimmung beendet wird. Gleichberechtigung entsteht nicht durch geschlechtliche Kategorisierung, sondern durch einen universalistischen Blick auf Geschlecht im Sinne der Menschenrechte.

Wir sind ein Menschenrechtsverein.