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Rückblick zum L*FT 2019 in Köln

Vom 7. bis zum 10. Juni fand in Köln das Lesben*frühlingstreffen statt.

Ein Rückblick von Kim Schicklang.

Hier der Versuch, meine erste Teilnahme am Lesben*frühlingstreffen, welches dieses Jahr in Köln stattgefunden hat, zu skizzieren. Ich bin eingeladen worden von der BAG Lesben von ver.di Regenbogen, Bundesarbeitskreises LSBTTIQ. Und ich wurde vorgewarnt. Es soll bei diesem Treffen auch radikale Lesben geben, die Frauen mit Transsexualität entweder als Männer ansehen, oder zumindest als "männlich sozialisiert". Ich halte diese Einstellung für eine Komplizinnenschaft des Patriarchats. Menschen auf Grund körperlicher Merkmale Kategorien zuzuteilen und daraus dann Identitäten zu konstruieren ist ein Herrschaftsinstrument. Ein sehr zweifelhaftes. Denn es ändert nicht die (be-)herrschenden Zustände, sondern bestätigt diese.

Ja, diese Menschen waren vor Ort. Gefühlt handelt es sich um ein gutes Drittel. Ich spüre, dass ich gar nicht chronologisch beschreiben will, was im Einzelnen auf diesem L*FT geschehen ist. Sondern ich möchte ausdrücken, wie ich mich gerade fühle.

Ich fühle mich wie eine deutsche Frau mit dunkler Hautfarbe, die auf einem Treffen der Deutschen teilgenommen hat und sich die anwesenden Deutschen nicht einig darüber sind, ob "Afrikaner" auf diesem Treffen teilnehmen sollen, oder nicht. Ich möchte diese Analogie weiter führen. Hätte jemand irgendwo einen Antrag gestellt, dass an Workshops explizit nur als "weiss sozialisierte Deutsche" teilnehmen dürfen, würde jeder es als skandalös empfinden - ausser vielleicht in Zusammenkünften von Rechtsextremisten. Es wäre nicht minder skandalös, wenn diese "Deutschen" dann als "Afrikaner" bezeichnet würden und ihnen die Frage gestellt würde, warum sie überhaupt an einem Treffen der Deutschen teilnehmen wollen.

Ja, ich halte einige der Lesben, die am Lesben*frühlingstreffen teilgenommen haben, für Komplizinnen. Sie sind Komplizinnen einer Welt, in der Menschen Menschen anhand von Körperzuständen bewerten, kategorisieren, zuteilen und daraus dann eine Frage der Identität machen. Ich empfinde es als schwierig das mit einem Anspruch in Übereinkunft zu bringen, feministisch zu handeln. Angesichts dessen, dass der patriarchale Rollback mit Trump und anderen Rechtsradikalen (wie einer rechtsextremen Kirche) ziemlich deutlich spürbar ist und die Politik dabei ist, Gleichstellungsrechte abzuschaffen - sichtbar auch an den Gesetzgebungen in den U.S.A. zu Abtreibungsregelungen - und die medizinisch-psychiatrischen Tools immer noch genutzt werden, um Menschen, die nicht der Norm entsprechend zu den Anderen zu erklären, wie beispielsweise an den Worten "Transmenschen" oder "Intermenschen" erkennbar, empfinde ich Diskussionen über Identität als Ablenkung von den Themen, um die es eigentlich gehen sollte.

Meiner Ansicht nach ist die wichtigste Fragestellung zur Zeit folgende: Welche konkreten politischen Massnahmen sind notwendig, um die Weltanschauung der instituationalisierten und staatlich legitimierten geschlechtlichen Deutung wegzukommen, diese als Menschenrecht verletzend anzusehen und eine Welt zu erarbeiten, in der anerkannt wird, dass Menschen ein besseres Wissen über ihr Geschlecht haben, als alle Aussenstehenden?

Mich irritiert es sehr, dass auf einem Lesben*frühlingstreffen Menschen sich "radikal feministisch" nennen können, die diese Fragestellung nicht als zentral ansehen oder zumindest in ihrem Handeln nicht erkennen lassen, das dies so ist.

Dennoch möchte ich den Frauen danken, die mich eingeladen hatten. Ich möchte auch den Menschen danken, mit denen Gespräche möglich waren und die mir das Gefühl gaben, dass sich möglicherweise dennoch etwas weiter entwickelt. Und ja, die Organisatorinnen in Köln, welche ausdrücklich alle Lesben einluden, waren toll! Es ist nur so: Diese Identitätskategorisierungen des gefühlten Drittels der anwesenden Personen wirken - leider - doch sehr stark nach. Das soll nicht heissen, dass es nicht auch positive Begegnungen gegeben hätte.