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Diskurs über Identitätspolitik

Im Deutschlandfunk ging es am 18. Juli um Identitätspolitik und den "Streit um den Verlust gesellschaftlicher Solidarität". Ingeborg Breuer beschäftigt sich mit der Frage, ob Linke sich zu sehr mit der kluturellen Anerkennung von Minderheuten beschäftigten, anstatt sich der sozialen Ungelichheit zu widmen. Diese Frage würde zur Zeit in den USA und Europa verstärkt diskutiert.

In ihrem Stück von Breuer kommt unter anderen die Darmstädter Soziologieprofessorin Cornelia Koppetsch zu Wort, welche meint, dass linke politische Debatten im 20. Jahrhundert vorallem vom Wirtschaftsfragen bestimmt worden sei, während die heutige Politik sich obsessiv mit kulturellen Fragen beschäftige. Identitätspolitik gelte heute als das Scheitern der Linken.

Ist es nicht ein Trugschluss anzunehmen, dass Identitätspolitik links ist?

Identitätspolitik ist nicht links, sondern rechts. Immer. Weil es nicht darum geht, Grenzen der Ungleichbehandlung abzubauen, sondern Grenzen der Sonderbehandlung einzuziehen. Und genau das ist rechts: Die Aufteilung der Gesellschaft in Identitätsgruppen, um diese dann besser kontrollieren zu können, anstatt wirklich etwas an den Verhältnissen zu ändern.

Wenn "Transmenschen" erfunden werden und dann Anführer für die "Trans*identen" gefunden sind, dann ist zwar eine gewisse Struktur erschaffen und Menschen innerhalb einer gewissen Blase mit bunten Broschüren, Fahnen und Ansprechpersonen wurde ein gewisses Wohlgefühl vermittelt - das heisst aber noch nicht, dass sich gesellschaftlich etwas zu Besseren verändert hat.

Wie auch? Echte Veränderung zum Besseren beginnt nicht mit der Absonderung von Themen, die eine ganz Gesellschaft betreffen würden. Ghettos zu erschaffen und Menschen zu suchen, die das Ghettoleben für die zukünftigen Ghettobewohner schmackhaft machen wollen, führen am Ende dazu, dass die eigentlichen Themen gar nicht mehr gesamtgesellschaftlich behandelt werden.

Im Fall von Transsexualität würde die Frage für unsere Gesellschaft lauten: Wie gehen wir damit um, dass immer noch so getan wird, als sei die Deutung von Geschlecht anhand körperlicher Merkmale eine Sache der Bestimmung des "biologischen Geschlechts", während zugleich Menschen das Recht genommen wird, sich zu ihrem Geschlecht zu äussern? Wie gehen wir als Gesellschaft damit um, dass Menschen sich zwar zu einer "Identität" äussern dürfen, aber die geschlechtliche Rahmung der Ich-Sage-Wer-Du-Bist-Weltanschauung weiter aufrecht erhalten wird?

Identitätspolitik hat nicht dafür gesorgt, dass Rechte sich gegen diese auflehnen, sondern Menschen, die sich "links" nennen, haben irgendwann begonnen rechte Politik zu machen. Wenn einem das klar wird, dann liegt aber auf der Hand, wie der Rechtsdrift der letzten Jahre gestoppt werden kann: Einfach wieder linke Politik machen.

Und das heisst: Universalistisch denken, Grenzen überwinden, Gleichberechtigung und Menschenrechte in den Mittelpunkt stellen.

https://www.deutschlandfunk.de/identitaetspolitik-streit-um-den-verlust-gesellschaftlicher.1148.de.html