UN-Dokument: Frei und gleichberechtigt geboren

Das Hochkommissariat für Menschenrechte der Vereinten Nationen (Office of the United Nations High Commissioner for Human Rights) hat vor wenigen Tagen die Broschüre "Born Free and Equal" (Frei und gleichberechtigt geboren) veröffentlicht, in welchem die UN sich für die Rechte von Menschen des LGBTTI-Spektrums stark macht. Gleich an zwei Stellen des Berichtes beziehen sich die Vereinten Nationen indirekt auf Berichte der Aktion Transsexualität. So wird Deutschland im Zusammenhang mit den Emfehlungen des CEDAW-Komitees und des Sozialpakts genannt. ATME hatte beide UN-Sessions begleitet und menschenrechtliche Forderungen gestellt.

"Dass unsere Arbeit in die Broschüre eingeflossen ist, ist kein Grund sich nun zurückzulehnen", meint Kim Schicklang, die 1. Vorsitzende der Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. " insbesondere wenn man bedenkt, dass wir vor ganz neuen Aufgaben stehen. Menschenrechtsverletzungen an transsexuellen Menschen werden heute als Folge der Proteste teils nur besser verpackt. Wenn das die Folge von Menschenrechtsarbeit ist, reicht das nicht." Insbesondere bestünde heute die Schwierigkeit darin, dass diejenigen, die beispielsweise schon 2008 als Vertreter einer Menschenrecht verletzenden Sexologie dokumentiert wurden, heute selbst die Menschenrechts-Fahne in die Hand nehmen und mit Begriffen wie "Gender Expression" neue Fremdbestimmungs-Diktate errichten wollen. Medizinische Umbenennungen von psychischen Störungen wie "Geschlechtsidentitätsstörung" in "Geschlechts-Dysphorie", die in Sexologenkreisen diskutiert werden, zeigten zwar, dass die Arbeit von Gruppen wie ATME Reaktionen hervorgerufen hat, man aber vorsichtig sein müsse, wenn am Ende diskrimierende gesetzliche Regelungen und medizinische Standards im Kern dieselben blieben.

"Das Transsexuellengesetz in Deutschland besteht immer noch und immer noch gibt es Geschlechtsexperten, die der Ansicht sind, sie könnten geschlechtliche Zuordnungen treffen", so Kim Schicklang. "Und den Betroffenen wird immer noch eingeredet, dass ihr Geschlechtsempfinden immer noch eine Phantasie ist, anstatt anzuerkennen, dass Geschlecht per se vielfältiger ist, als von der Medizin behauptet."

Die Aktion Transsexualität und Menschenrecht wird den Menschenrechtsprozess kritisch verfolgen und fordert weiterhin von der Bundesregierung, dass die rechtliche Anerkennung von Menschen, die von der Geschlechternorm abweichen, wie bereits 2009 von Vertretern des UN-CEDAW-Komitees gefordert, unmittelbar und auf Wunsch des einzelnen Betroffen stattfindet. ATME fordert weiterhin die Sicherstellung und den Ausbau von medizinischen Leistungen für transsexuelle Menschen. Dazu ist es nötig, dass in Deutschland Transsexualität nicht weiterhin als psychische Befindlichkeit definiert wird und endlich eine Aufarbeitung der Menschenrechtsverbrechen der Psychologie und Medizin beginnt. Diese Auseinandersetzung fehlt bis heute genauso, wie eine Rückmeldung der Bundesregierung.

Kim Schicklang: "Im Zusammenhang mit Transsexualität hat die Bundesregierung bislang keine einzige Forderung der Vereinten Nationen aufgegriffen. Sie war schlichtweg untätig".

Der Link zu der UN-Broschüre:

Born Free and Equal (in englischer Sprache)

Die Referenzen der Broschüre auf Sessions, die ATME begleitet hat:

1. Aufforderung an die Bundesregierung mit transsexuellen Menschen in Kontakt zu treten
2. Aufforderung an die Bundesregierung das Selbstbestimmungsrecht transsexueller Menschen zu achten


Die passenden Menschenrechtsberichte von ATME sind:

1. Alternativbericht zu CEDAW 2007/2008
2. Menschenrechtsbericht zum Sozialpakt 2009/2010