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Wann verstehen sie, um was es geht?

CDU, SPD, Grüne, Linke, FDP und AfD sprachen am 17. Mai im Bundestag zu geschlechtlicher Vielfalt. Oder eben nicht. Es ist ein Trauerspiel, dass offenbar niemand der Personen, die da vor das Rednerpult treten, versteht, mit was wir es zu tun haben.

Es geht um nichts weiter als um die Frage, ob Geschlecht anhand von sozialen Vorstellungen von Geschlecht und Körperzuständen von Dritten weiterhin gedeutet wird, oder anerkannt wird, das Menschen sich über ihr Geschlecht selbst am Besten äussern können.

Das ist in der Tat kein Thema von Minderheiten, sondern ein Thema von uns allen. Es ist die Frage, ob wir die Übergriffigkeiten einer patriarchal-sexistischen und gender-deutenden Gesellschaft überwinden können, in der Aussenstehende sich das Recht heraus nehmen, das Geschlecht von Menschen zu deuten (anhand von Körpern, Verhaltensweisen, etc.) wie es ihnen gerade gefällt, oder ob Menschen das Recht haben, sich selbst zu ihrem Geschlecht äussern zu dürfen.

Das ist mehr, als die meisten begreifen. Aber wir bauen darauf, dass es mehr werden, die anfangen werden, sich darüber Gedanken zu machen.

https://www.bundestag.de/mediathek

Der tägliche identitäre Irrsinn

Mittlerweile erleben wir es so gut wie täglich, dass Menschen die Unsichtbarmachung von Transsexualität damit begründen, dass "Transsexualität" nur ein anderes Wort für "Trans*" sei. Dabei geht es uns gar nicht um Trans*. Wir wollen über die Abweichung des Körpers zum eigenen Geschlecht sprechen - und zwar unabhängig von Identität. Was wir uns anhören müssen, ist Realsatire.

Ein Beispiel (ein Gespräch mit einer Psychotherapeutenkammer):

Wir:

"Wenn auf einen peinlichen Gesetzentwurf, lauter peinliche Stellungnahmen erfolgen, in denen so etwas wie 'Transgeschlechtlichkeit' oder 'Intergeschlechtlichkeit' erfunden wird, beweist das, dass wir wohl am Tiefpunkt in der Betrachtung geschlechtlicher Vielfalt angekommen sind. Interessant ist auch, dass in allen Stellungnahmen, die wir kennen, so etwas wie Transsexualtität, also das Abweichen des Körpers vom Geschlecht eines Menschen überhaupt NICHT berücksichtig wird. Und das ist das, was uns immer noch am meisten negativ beeindruckt. Wie dauerhaft man die Existenz transsexueller Menschen ignorieren kann. Selbst "Transgeschlechtlichkeit" wurde erfunden, um die Existenz von Transsexualität weiter abstreiten zu können."

Antwort:

"Als Kammer hatten wir beim Verfassen unserer Stellungnahme das Problem, dass es keine Einigkeit gibt, was das wording angeht. Es gibt Menschen, die nur trans* bevorzugen und Transsexualität als diskriminierend empfinden; es gibt Menschen, die Genderdysphorie bevorzugen, andere Transidentität, andere Transsexualität, andere möchten gar keine Bezeichnung. Es war uns klar, dass wir dem leider nicht gerecht werden können."

Wir:

"Sie sind nicht die erste, die nicht wahrhaben wollen, dass unterschiedliche Dinge unterschiedlich zu benennen, nicht in erster Linie eine Frage der Sprache darstellt, sondern die Voraussetzung wäre, sie überhaupt erst einmal als unterschiedlich wahrzunehmen. Wenn ein Körper vom Geschlecht abweicht, dann ist das etwas anderes, als wenn eine Identität vom Geschlecht abweicht. Sie können da jetzt auf dem Standpunkt stehen, dass das erste - eine Abweichung des Körpers zum Geschlecht - besser "Transidentität" zu nennen sei, weil sie es für eine Frage der Identität halten. Das ändert aber nicht die Tatsache, dass eine Abweichung eines Körpers immer noch eine Abweichung des Körpers ist. Offenbar erkennen Sie diese körperlichen Abweichungen nicht als existent an."

Antwort:

"Selbstverständlich erkennen wir diese 'körperlichen Abweichungen' als existent an. Das ändert aus unserer Sicht aber nichts am Problem des wordings, bei dem auch unter den Betroffenen, Verbänden und Vereinen keine Einigkeit zu bestehen scheint. Wir haben uns dazu auch von Betroffenen und Betroffenen-Verbänden beraten lassen. Dieses Dilemma können wir als Kammer nicht lösen."

Wir:

"Sie verstehen nicht, dass die 'Betroffenen und Betroffenen-Verbände', welche sie ansprechen, Identität als Thema haben und nicht den Körper. Körper und Identität sind zweierlei. Einen abweichenden Körper als 'abweichende Identität' zu bezeichnen, ergibt KEINEN SINN."

Antwort:

"Ich verstehe, dass verschiedene Betroffene und Betroffenen-Verbände verschiedene Ansichten zu trans* haben."

Wir:

"Es geht bei uns aber nicht um Trans*."

Trans* meint, die Viefalt der Transidentitäten. Das Sternchen soll diese Vielfalt symbolisieren. Bei Trans* geht es um Geschlechtsidentität. Dies hat etwas mit Variationen des sozialen Geschlechts zu tun. Was Trans* nicht meint: Dass ein Körper vom Geschlecht eines Menschen abweicht.