building responsive website

Warum die Linke von Faschisten gekapert worden ist

Es ist für manche nicht ganz einfach zu ergründen, warum es heute Menschen gibt, die sich "links" nennen und linke Symbole missbrauchen, aber sich faschistoid verhalten. Wir glauben, dass folgendes der Grund ist: Es liegt an Identitarismus und Autoritarismus. Identitarismus ist immer ein Zeichen für den sogenannten autoritären Charakter, den bereits Fromm und Adorno beschrieben hatten. Und der autoritäre Charakter ist ein Zeichen für Menschen, die Faschismus ermöglichen.

Warum schreiben wir das?

Wir haben in einem aktuellen Post auf sozialen Medien darauf hingewiesen, dass Menschenrechte für alle Menschen gelten. Das gilt für Menschen mit geschlechtichen Variationen genauso, wie für Menschen, die sich keinen experimentellen Stoff von Pharma-Grosskonzernen in die Venen jagen lassen wollen. Als Kommentar bekammen wir dann von einer/m "Luisa Luisa" folgenden Text:

"Transidente !!! Schwurbler*innen ."

Im Grunde genommen steht in diesem Text alles, was man wissen muss: Es wird von "Transidentität" gesprochen. Es werden drei Ausrufezeichen verwendet. Es wird ein Genderstern verwendet. Es wird das Wort "Schwurbler" vor dem Stern verwendet. All diese Merkmale deuten auf eine Person hin, welche

a) geschlechtliche Variationen für eine Identität hält

Wir haben schon häufiger geschrieben, dass für uns das Konzept der Geschlechtsidentiäten nicht mit einem emanzipativen Geschlechterverständnis zu tun hat. Wer von Geschlechtsidentitäten spricht, hat in der Regel eine konkrete Vorstellung darüber, worauf sich die Identität bezieht. Damit sind nie individuelle Identitätserfahrungen gemeint, sondern es wird auf eine Gruppenidentität referenziert. Gruppenidentitäten sind immer Konstrukte, wie nationale Identität oder Identität basierend auf rassistischen Vorstellungen. Identitarismus kommt ohne Stereotype genauso wenig aus, wie eine Vereinheitlichung - innerhalb der identitären Grenzen - derer, denen eine (Gruppen-)Identität zugeschrieben wird.

b) einen Hang zu Autoritarismus besitzt

Wer Menschen abwertet und dieser Abwertung durch Verwendung von Ausrufezeichen Nachdruck verleihen will, möchte nicht diskutieren, sondern bewerten. Bewertungen (Auf- und Abwertung) von Menschen mit anderen Positionen ohne inhaltlichen Bezug sind ein Zeichen von Autoritarismus und - wegen des fehlenden Inhalts - blanker Hierarchisierung (Hierarchisierung der Hierarchiserung willen). Wir nehmen an, dass es um Selbsterhöhung der eigenen Person geht, die sich einer besseren Identität zugehörig fühlt und annimmt eine von ihr abweichende Identität abwerten zu müssen. Ein Wort wie "Schurbler*innen" im Zusammenhang mit dem Hinweis auf Menschenrechte zu versehen, verstärkt den Eindruck, dass es hier einen Hang zur Projektion gibt (Zugehörigkeit zu den "Guten" und der Abwertung der Projektionsfläche als die "Bösen").

c) Menschen sichtbar in unterschiedliche Kategorien einteilen will

Es gibt den berühmten Satz, dass Frauen nicht als Frauen geboren werden, sondern zu Frau gemacht werden. Dieser stammt von Simone De Beavouir und er taucht in ihrem Buch "das andere Geschlecht" auf. Damit ist gemeint, dass in einer Welt, in der ein Geschlecht als allumfassend angesehen wird, Frauen die Rolle des Objekts erhalten, indem man sie als Abweichung zur geschlechtlichen Norm versteht. Wer gedankenlos gendert übernimmt diese Logik und teilt in Geschlechterkategorien auf. Der Genderstern steht für die Sichtbarmachung dieser Kategorien und will die Kategorien festschreiben. Wir sehen das nicht als emanzipert an. Im übrigen auch nicht als "links". Unseres Verständnisses nach ging es Linken traditionell darum, Grenzen abzubauen und dafür zu kämpfen, dass Menschen unabhängig ihres Körperzustandes die gleichen Rechte erhalten. Das was "internationale Solidarität" genannt worden ist, basiert genau auf diesem Gedanken: Du bist Mensch, reih dich ein.

Wir finden zwar nun auf dem Profil von "Luisa Luisa" Slogans wie "No Borders, No Nations, No Flags, No Patriots" und ein Bekenntnis zu einem Fussballverein, der als "links" gilt, nehmen aber nicht an, dass jemand der in Identitäten einteilt, versteht was mit dem Satz "No Borders, No Nations,..." ursprünglich gemeint gewesen ist. Anarchisten kannten übrigens den Satz "No Gods, No Masters". Alles schöne Sätze, wenn man denn nach ihnen auch handeln würde.

Es ist ja nicht das erste mal, dass wir sagen, dass wir Menschenrechte sehr ernst nehmen. Menschenrechte beziehen sich auf alle Menschen und jeden Einzelnen. Wer meint, dass Menschenrechte eine Frage von bestimmten "Identitäten" ist, hat das Prinzip der Menschenrechte nicht verstanden. Zu den Menschenrechten, von denen wir sprechen, gehört vorallem das Recht über den eigenen Körper bestimmen zu können. Und ja, wir stellen jede willkürliche Grenze zwischen Menschen (Identitäten) in Frage, da solche Grenzziehungen - in den meisten aller Fälle - nur den einen Sinn und Zweck haben: Über Menschen Gewalt auszuüben und zu herrschen.

Faschismus meint, dass Wenige über Viele herrschen, ohne dass Menschenrechte eine grosse Bedeutung spielen. Faschismus ist nach Adorno und Fromm im autoritären Charakter verankert. Und Faschismus hat mit Identitarismus zu tun. Leider sind dass alles Dinge, die heute auch dort zu finden sind, wo Aussen das Etikett "links" darauf klebt. Da solche Einstellungen traditionell nicht links sind, sagen wir: Die gesellschaftliche Linke wurde gekapert. Leider. Es wäre höchste Zeit, das wieder zu ändern.