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Neue Leitlinien "Geschlechtsdysphorie". Eine Heuchelei.

Die Psycho-Sexologie und ihre Helfershelfer haben nun die angekündigte neue Behandlungsleitlinie in Sachen "Gender Dysphorie" zum Kommentieren ins Internet gestellt. Um es mal deutlich zu sagen: Es reicht. Es mag sein, dass Menschen aus einer "Community" dieses Werk mitverbrochen haben, aber wir würden es dennoch Heuchelei nennen. Wer sich Regelungen schafft, in denen noch mehr Menschenrechtsverletzungen möglich sind, der verdient massive Kritik, keinen Applaus.

Aber widmen wir uns dem Inhalt. Hier ein paar Ausschnitte:

"Die Leitlinie ist evidenz- und konsensbasiert und das Resultat eines mehrjährigen Entwicklungsprozesses."

Kritische Stimmen transsexueller Menschen wurden dabei nicht berücksichtigt und absichtlich unsichtbar gemacht.

Es heisst weiter:

"Menschen, deren Geschlecht nicht (bzw. nicht komplett und/oder dauerhaft) mit ihren körperlichen Merkmalen übereinstimmt, nutzen zur Selbstbeschreibung viele Begriffe: Transgender, Transidentität, Transsexualität, Transgeschlechtlichkeit oder einfach Trans*. Die Bezeichnung Trans* dient im Folgenden als Oberbegriff, der mit dem Asterisk (*) die zuvor genannten Begriffe umfassen soll."

Das ist schön, geht aber am Thema "Transsexualität" vorbei. "Transsexualität" im Sinne des Wissens über körperliche Abweichungen zum eigenen Geschlecht bezieht sich nicht auf Selbstbezeichnungen oder identitäre Begrifflichkeiten. "Transsexualität" und "Trans*identität" meint unterschiedliche geschlechtliche Ebenen. Das bedeutet, dass es auch Menschen geben kann, die sich als "transident" (im Sinne einer starken geschlechtlichen Identifizierung) verstehen, aber auch "transsexuell" sind, d.h. ein Bewusstsein über ihren Körper besitzen. Die Vermischung von Körper (vorwiegend: das Genital) und Gender war und ist immer wieder Ausdruck von Geschlechtermacht über andere Menschen. Damit sichert sich die Psychosexologie bis heute ihre Experten-Funktion, obwohl längst eine medizinische Behandlung ohne Gender-Deutung möglich wäre.

"Als gemeinsamer Nenner liegt den verschiedenen Begriffen die Diskrepanz zwischen Geschlechtsidentität bzw. (empfundenem) Geschlecht bzw. (empfundener) Geschlechtszugehörigkeit und körperlichen Geschlechtsmerkmalen zugrunde, die so genannte Geschlechtsinkongruenz (GI)."

Hier erkennen wir, dass das Geschlecht von Menschen immer noch nicht anerkannt werden soll. Wer von "empfundenem Geschlecht" spricht - oder von "Geschlechtsidentität" - anstatt einfach nur von "Geschlecht", schränkt das Wissen von Menschen über ihr Geschlecht ein bzw. macht dieses Wissen zum Behandlungsgegenstand. In einer Medizin ohne Gender-Deutung würde es, konsequenterweise, nur um körperliche Fragen gehen wie z.B. Hormone oder Operationen. Dies ist hier offensichtlich anders gedacht.

Folgende "Experten" sollen dann demnach die Diganose "Gender Dysphorie" stellen.

"Psychologische_r Psychotherapeut_in
Arzt_Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
Arzt_Ärztin für Neurologie und Psychiatrie / Psychotherapie
Arzt_Ärztin für Nervenheilkunde
Arzt_Ärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Arzt_Ärztin für Psychotherapeutische Medizin
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut_innen
Arzt_Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie"

Damit wird klar, dass das Gerede von Vielfalt und Berücksichtung der unterschiedlichen Lebensentwürfen nichts weiter ist, als Blabla. Es soll, so unser Eindruck, nicht nur weiter gemacht werden, wie bisher, sondern der Einfluss der Psycho-Sexologie noch erweitert werden.

"Als Grundlage für die diagnostische Einschätzung dient in der Regel die Selbstbeschreibung der Behandlungssuchenden."

Gut gelogen ist eben auch nicht wahr.

"Im Gegensatz zur DSM-5 Diagnose GD soll es nicht zwingend erforderlich sein, dass trans* Menschen unter der beschriebenen Inkongruenz einen Leidensdruck entwickeln. Vielmehr soll die ICD-Diagnose auch bei antizipiertem Leidensdruck bzw. zu dessen Prävention Anwendung finden."

Durch die Blume wird einem hier gesagt, dass die Notwendigkeit körperlicher Massnahmen bei Vorliegen der Diagnose "Geschlechtsdysphorie" gar nicht gegeben sein muss, sondern sich die Diagnose dann auf den Rest bezieht, der dann mit "Gender Identity" zu tun hat. Menschen mit Transsexualität, die auf Grund ihres Körpers Hilfe aufsuchen werden dann keine Garantie darauf haben, dass ihnen hier überhaupt geholfen werden wird.  Sexologen wie Beier, Korte und Bosinski geben offen zu, dass die Leitlinie dann auch dazu genutzt werden kann, Menschen mit "Geschlechtsdysphorie" mit ihrem "Geburtsgeschlecht zu versöhnen". Einer Umpolung transsexueller Menschen steht demnach nichts mehr im Wege.

"Zu einer Belastung der Beziehung kann es kommen, wenn Entscheidungen der Behandlungssuchenden, auch im Rahmen eines informed consent, nicht mit den Vorstellungen der Behandelnden übereinstimmen. Dieses Dilemma zwischen der verantwortungsvollen Haltung der Behandelnden und dem Selbstbestimmungsrecht der Behandlungssuchenden kann ggfs. durch die Einbeziehung einer community-basierten Beratung gelindert werden."

Ein Mensch, der eine körperliche Behandlung benötigt, kein Interesse hat über "Geschlechtsidentitäten" zu diskutieren soll sich also im Zweifelsfall dann mit einer Beratung herumschlagen, die dann im schlimmsten Fall wieder von "Trans*identitäten" spricht. Sektenhafter kann eine Behandlung kaum gestaltet werden. Menschen brauchen das Recht auf Behandlung, nicht die Pflicht auf Zugehörigkeit zu einer abgesonderten Menschenkaste.

"Praktisch die gesamte medizinische Literatur nutzt klinische Stichproben im Behandlungsparadigma des Transsexualismus. Es handelt sich also um Behandlungssuchende, die geschlechtsmodifizierende Behandlungen anstreben oder sich entsprechenden Maßnahmen bereits unterzogen haben. Die genutzten Samples unterliegen unzähligen Verzerrungen, die in der Literatur vielfach beschrieben wurden (Bauer & Scheim, 2013)."

Kurz gefragt: Welcher Mensch der keine körperliche Massnahmen wünscht muss denn zum Arzt gehen, um diese Massnahmen dann nicht zu erhalten?

"Die erste Säule einer umfassenden Diagnostik ist die ausführliche Anamneseerhebung der psychosexuellen Entwicklung mit Berücksichtigung wichtiger Entwicklungsschritte vor der Pubertät, im Verlauf der Pubertät und in der Zeit nach der Pubertät, der sexuellen Orientierung und bisherigen Beziehungserfahrungen, der Entwicklung der GI bzw. GD über die Lebenszeit, des inneren und eventuell bereits erfolgten äußeren Coming-out sowie der Reaktionen im sozialen Umfeld (Peer Group, Familie) auf das geschlechtsuntypische Verhalten, mit eventuellen Erfahrungen von Diskriminierung und Exklusion."

Warum ist das wichtig, warum ein Mensch Hormone will? Was hat die Lebensgeschichte damit zu tun, dass ein Körper sich abweichend zum eigenen Geschlecht entwickelt hat? Dieser Abschnitt belegt, dass die Hauptthematik gar nicht die körperlichen Massnahmen sein sollen, sondern die "Geschlechtsidentität" als hauptsächlicher Behandlungsgegenstand angesehen wird.

"Das Verlangen nach körpermodifizierenden Maßnahmen ist lediglich bei zwei der sechs A-Kriterien im DSM-5 für die GD von Bedeutung, kann demzufolge vorhanden sein, muss es aber nicht, um eine GD bzw. GI diagnostizieren zu können. [...] Dennoch sollte die sexuelle Orientierung mit erfragt werden, da sie in dem individuellen Entwicklungsprozess vor oder auch nach dem Coming-out eine wichtige Bedeutung haben kann."

Heisst übersetzt: Die Diagnose bekommst Du schon, aber ob es dann Hormone oder Operationen gibt, das wird erst dann geklärt, wenn wir uns vorher über Rollenverhalten, Familiensituation, sexuelle Vorlieben, etc. unterhalten haben. Eine Garantie auf diese Massnahmen gibt es dann nicht. Möglicherweise wird einem Menschen, der dann Hormone oder Operationen möchte dann eingeredet, vielleicht doch eher "schwul" oder "lesbisch" zu sein.

"In den relevanten Klassifikationssystemen (DSM-5, voraussichtlich ICD-11) wird Intergeschlechtlichkeit nicht mehr als Ausschlusskriterium für die Diagnosen GD bzw. GI angegeben."

Das heisst soviel wie: Auch Menschen mit Intersex-Diagnose sollen mit in den Pool der Menschen genommen werden, die dann geschlechtlich fremdbestimmt werden. Worte wie "Intergeschlechtlichkeit" zeigen heute bereits, wohin die Reise geht. Frauen mit Intersex-Diagnose (und davon gibt es viele) dürfen sich dann einreden lassen, dass sie keine Frauen sind, sondern "Intergeschlechter". In Berlin - so wurde uns berichtet - ist das bereits Realität.

"Hier wäre im Einzelfall zu klären, ob ein homosexuelles Coming-out oder eine Angleichung bei evtl. bereits inkorporierter gegengeschlechtlicher Identität besser helfen kann."

Doch die Idee hier lieber umzupolen? Anscheinend.

"Die Einleitung geschlechtsmodifizierender Behandlungen"

Da könnten sie dann - und das wäre ehrlicher - doch lieber von "Geschlechtsumwandlung" sprechen.

"Byne et al. (2012) folgern, dass Psychotherapie genutzt werden kann, um die Entscheidung für ein Leben in einer anderen Rolle zu klären und u. U. andere Optionen (etwa das Leben als homosexuelle Person ohne geschlechtsmodifizierende Behandlungen) auszuloten."

Schon wieder wird Umpolung propagiert.

"Behandlungssuchenden soll aus psychosozialen Gründen eine feminisierende Genitaloperation ermöglicht werden."

Und was, wenn es um etwas ganz anderes geht? Z.B. um körperliche Stimmigkeit und "psychosoziale Gründe" gar nicht der Auslöser für den Behandlungswunsch sind? Offenbar wird die wertfreie Selbstaussage eines Menschen über seinen Körper als solches gar nicht anerkannt.

Fazit: Die Leitlinien stellen eine massive Erweiterung des Einfluss- und Machtgebeites selbsternannter "Gender-Experten" dar. Es wird offen erklärt, dass die Diagnose "Geschlechtsdyphorie" nicht bedeuten muss, somatische Massnahmen zu erhalten. Mehrfach wird davon gesprochen, dass auch alternative Lebensmodelle eine Lösung für die "Dysphorie" sein können, wie z.b. homosexuell zu leben. Als Hauptindikationssteller werden Menschen aus der Psychiatrie und Psychologie angegeben. Diese sollen u.a. auch im Rahmen der Behandlung über das soziale Umfeld sprechen, über sexuelle Vorlieben, etc.

Auch Menschen mit Intersex-Diagnose, die neuerdings "Intergeschlechter" genannt werden, sollen diese Diagnose erhalten.

Zusammengefasst: Es soll bleiben, wie es ist - nur noch ein bisschen schlimmer. Mitgewirkt an diesem Prozess haben folgende Personen und Vereine aus der "Community":

- Arn Sauer, TriQ (Berlin)
- Marie Günter, queer leben (Berlin)
- Annette Güldenring
- Bundesverband Trans* (BVT)

Und diverse andere Personen, die jegliche Aufklärung über emanzipatorische Ansätze, die ohne Gender-Deutung auskommen, als irrelevant erachtet haben und aktiv daran mitgearbeitet haben, geschlechtliche Fremdbestimmung zu erweitern. Schon klar... auch ihr redet so, als ginge es Euch um Selbstbestimmung. Die Frage ist nur: Wie passt die nun angekündigte AWMF-Leitlinie dazu?

Wir werden nun daran arbeiten müssen, Möglichkeiten zu schaffen, dass Menschen ohne diesen Psycho-Horror auskommen. Ein Beginn war beispielsweise die "Stuttgarter Erklärung". Wer mithelfen will - das wäre gut, da Solidarität Dinge beschleunigen kann - kann sich gerne bei uns melden.

Zur Umfrage:
https://ww3.unipark.de/uc/leitlinie/ospe.php?qb