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Geschlechtliche Fremdbestimmung

Gut. Wir wissen das, dass es genügend Vereine und Lobbygruppen gibt, die meinen, dass Genitalien mit dem Geschlecht gleichzusetzen sind und deswegen davon ausgehen, dass Menschen mit Variationen des Körpers immer so etwas wie "das dritte Geschlecht" seien.

Dennoch müssen ein paar Fragen erlaubt sein:

Wieviele Menschen mit Körpervariationen lehnen es ab, zwangsverintergeschlechtlicht zu werden? Und: Was bedeutet es, wenn Männer und Frauen mit körperlichen Variationen eingeredet wird, sie seien biologisch "weder noch", aber dürften sich ja als Mann oder Frau identifizieren? Welche geschlechtiche Fremdbestimung steckt in der Idee, Menschen Schubladen zuzuteilen, von denen die Menschen wissen, dass sie diesen nicht angehören? Welches übergriffiges und patriarchal-autoritäres Weltbild ist gegeben, wenn Menschen andere Menschen auf Grund der Genitalien einer Kategorie Menschen zuordnen? Welche Probleme enstehen daraus, wenn dann diese Zuordnungen als legitimer angesehen werden, als die Aussagen, die Menschen über sich selbst treffen? Welche Herrschaftspraktiken werden in Gesellschaften ausgeübt, die Körper für Zuweisungen von sozialen Geschlechterrollen verwenden und Selbstaussagen von Menschen als "abweichende Gender-Identität" verstehen?

Wenn Menschen meinen, sie bräuchten Selbstbezeichnungen oder gewisse Formen der sozialen Identifikation, dann ist das solange in Ordnung, solange es sich um Selbstbezeichnungen handelt. Sollte daraus aber eine Form der geschlechtlichen Zuteilung werden, die von Staat und Gesellschaft (oder auch Lobbygruppen oder Vereinen) ausgeübt wird, dann ist spätestens da Widerstand angebracht und ein Einsatz für Selbstbestimmung und Menschenrechte sollte beginnen.

Unsere Vorstellung einer Gesellschaft ist eine, in der Menschen sich zuhören und alle Menschen gleiche Rechte besitzen. Und es ist eine Gesellschaft, in welcher die Aussagen von Menschen über ihr Geschlecht mehr wert sind, als die Zuteilung von Menschen in Geschlechterkategorien. Wer sich selber zuteilen will, sollte darin ernst genommen werden. Wer andere zuteilen will, nicht.

Wir würden nein sagen

Wenn es in Artikeln um Transidentität geht, geht es meistens um Gender, das soziale Geschlecht. Deswegen heisst Transidentität im Englischen auch Transgender. Das soziale Geschlecht meint, dass bestimmten Identitäten bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden und Gender-Normen festgelegt werden.

Beispiele:

Frauen seien weich, gefühlsbetont, weinen mehr, sind schwach, etc.
Männer seien hart, fühlen weniger, sind stark, etc.

Wenn aus diesen Grundannahmen nun gesellschaftliche Normen abgeleitet werden, dann handelt es sich um das, was im Englischen gerne "gender is a social construct" genannt wird. Normen wären z.B.

Wie verhalte ich mich?
Welchen Beruf wähle ich? ("geschlechtstypische Berufe")
Wie zeige ich mich nach aussen (Kleidung, Make-Up, etc.)?

Wenn Geschlecht an diesen Konventionen festgemacht wird, entstehen daraus gesellschaftliche Genderstereotype (bildlich: das rosa-blau-Phänomen).

Gender ist aber nicht unabhängig von Genitalien. Existieren in Gesellschaften starke Gender-Stereotype, werden Kinder gerne direkt bei der Geburt diesen stereotypen Kategorien zugeordnet. An der Deutung von Körpern wird dann die Geschlechterkaste festgelegt, in welcher sich das Kind dann später entwickeln soll.

Die Gleichung einer gender-stereotypen Gesellschaft lautet:

Geschlecht=Genitalien-was-davon-abweicht-ist-Geschlechtsidentität

Würde es in Artikeln um Transsexualität gehen, dann wäre der Inhalt dieser Artikel ein ganz anderer. In solchen Artikeln würde die Frage gestellt werden, ob Geschlecht anhand von Genitalien oder Gender zugeteilt werden darf. Es würde die Frage gestellt werden, ob hinter geschlechtlichen Zuteilungen ein übergriffiges Konzept steckt und sich damit auseinandergesetzt werden, wo es herkommt und wie eine Welt ohne solche Zuteilungen möglich wäre.

Würde es in Artikeln um Transsexualität gehen, dann würden wir uns über körperliche Variationen unterhalten und was es meint, wenn ein Mensch sein Geschlecht kennt und damit nicht Gender gemeint ist, sondern das Wissen über das eigene Geschlecht. In solchen Artikeln würde es um Frauen mit vergrösserten Klitorissen gehen und gefragt werden, was die genitale Verstümmelung von Kindern (bei Intersexualität wie im Falle von Female Genital Mutilation) mit dem Konzept geschlechtlicher Deutung zu tun hat. Es würde darum gehen zu fragen, ob Frauen mit Transsexualität immer lange Haare haben und sich schminken müssen, also sich zu "Transgendern" erklären müssen um dann am Ende zwar eine Personenstandsänderung zu erhalten aber dann doch nicht als Frau zu gelten, sondern nur als Transfrau (die Genitalien, Sie wissen schon).

Würden wir uns in Artikeln über Transsexualität unterhalten, dann würden wir das machen, was in stereotypen Gesellschaften notwendig ist, um sich zu befreien.

Wir würden nein sagen und uns emanzipieren.