In den (un-)vereinigten Staaten hat nach einem Bericht der Huffingtonpost ein Plan begonnen, Menschen mit geschlechtlichen Variationen, die dort "Transgender" genannt werden, aus dem öffentlichen Leben zu verbannen. Eine rechtsradikale und evangelikale Hassgruppe namens Family Research Council (FRC), die gute Kontake zur Trump-Administration hat, habe dazu einen Zeitplan vorgelegt. Fünf Mitglieder der Trump-Regierung haben dazu ein Statement der Organisation unterzeichnet, in dem dazu aufgerufen wird, "Transgender"-Menschen in der Gesellschaft nicht mehr zu tolerieren.
Zu den Inhalten des Papiers heisst es unter anderem, dass Namens- und Personenstandsänderungen verboten werden sollen. Darüberhinaus sollen gesetzliche Antidiskriminierungsrichtlinien abgeschafft werden, damit Leute das Geschlecht von Menschen nicht anerkennen müssen. Zugleich sollen Kostenübernahmen für medizinische Massnahmen abgeschafft werden.
Wir fordern schon länger, dass wir ein Update der gesellschaftlichen Debatte brauchen, um uns klar zu machen, von was wir hier überhaupt reden. Es geht offenbar darum, die geschlechtliche Realität an ein binäres und eindimensionales Weltbild anzupassen. Der erste Schritt war: Menschen mit körperlichen Variationen werden umgedeutet zu Menschen mit abweichender Gender-Identität (Transgender-Personen). Der zweite Schritt war, das biologische Geschlecht bzw. Geschlecht des Menschen von seiner "Geschlechtsidentität" abzutrennen. Und der dritte Schritt des Rollbacks ist es nun, die alte Ordnung, die körperliche Variationen nicht vorsieht, Menschen zu verbieten eine andere "Geschlechtsidentität" anzunehmen.
Leider gibt es einige Vereine und Personen, denen die Ernsthaftigkeit der Sache immer noch nicht klar ist und die weiterhin von "Transmenschen" sprechen, von "Trans*Identitäten" und damit Teil dieses Rollbacks sind. Die Auswirkungen sind Realität.
Wichtig ist es, die Ursachen des Rollbacks zu verstehen. Eine der Kernelemente ist "Identität". Wenn Menschen unterstellt wird, sie identifizierten sich mit etwas - anstatt sie selbst zu sein - wird dieses etwas zu einem Nichtteil ihres Selbst erklärt. Wenn gleichzeitig "Identität" als veränderbar behauptet wird, kann damit "Identität" auch heilbar sein. Und etwas was geheilt werden kann, kann zum medizinischen Behandlungsgegenstand gemacht werden. Im Falle des Geschlechtes von Menschen wird Menschen, die ein Geschlecht haben (und die darüber sehr gut Bescheid Wissen) eine "Geschlechtsidentität" unterstellt, die nicht Teil ihrer Selbst ist, sondern ausserhalb liegt (Gender = soziales Geschlecht). Die dazugehörige Diagnose heisst bald "Gender Varianz". Die Geschlechtsidentität gilt als heilbar und ist der Behandlungsgegenstand.
Wenn wir diese identitäre Phase - in der es letztlich nur darum geht, Geschlechterbilder über die Köpfe von Menschen zu stülpen - überwinden wollen, müssen wir bei den Selbstaussagen von Menschen über ihr Geschlecht beginnen und diese Aussagen ernst nehmen. Die Aktion Transsexualität und Menschenrecht ruft alle Beteiligten seit knapp 10 Jahren dazu auf. Leider haben wir in dieser Zeit erlebt, wie Menschen immer wieder von dieser Hauptaufgabe - der Anerkennung der Aussage von Menschen über ihr Geschlecht - ablenken und aus diesen Aussagen etwas anderes machen.
Dabei ist es ganz einfach: Ein Mensch, der sein Geschlecht kennt - und ein Coming Out ist immer der Prozess des Sich-Selbst-Akzeptierens - ist darin ernstzunehmen. Wer das konsequent macht, wird dann feststellen, dass es zahlreiche körperliche Variationen gibt und manche dieser körperlichen Variationen dann medizinisch behandelt werden müssen, wenn Menschen darunter leiden. Diese körperlichen Variationen nennen wir "Transsexualität". Da handelt es sich nicht um Identitäten, es handelt sich nicht um etwas, das wir uns aussuchen und es handelt sich nicht um etwas, was durch Beten veränderbar wäre. Das einzige was hier hilft, ist medizinische Hilfe.
Zurück zu der Trump-Administration. Dank Hilfe von identitären Strömungen einer Pseudo-Linken in den (U.)S.A. die selbst identitäre Politik betreibt, haben wir nun diejenigen an den Schalthebeln der Macht, welche die ursprünglichen Identitären sind: Rechtsradikale Evangelikale, Ku-Klux-Klan-Anhänger und Menschen, die wollen, dass die Realität sich an ihr stereotypes Geschlechter-Weltbild anpasst: Eine Geisteswelt in der Frauen zum Kinderbekommen und für den Abwasch da sind, Männer Kriege führen, es keine uneindeutigen körperlichen Variationen mehr gibt, sondern die Rollen der Geschlechter klar und deutlich von körperlichen Merkmalen ablesbar ist. Und diejenigen die abweichende Körper haben, werden entweder als drittes Geschlecht ausgegrenzt oder dann zu "Trans*identen" erklärt, denen dann jedwede medizinische Hilfe oder soziale Rechte verwehrt werden sollen.
Das alles war bereits vor 10 Jahren absehbar. Wir erleben aktuell die Auswirkungen identitärer Strömungen.
Wie können wir das überwinden?
Indem wir anfangen, identitäre Bewegungen zu kritisieren und zu hinterfragen. Es gehört dazu, hier konsequent zu sein und auch identitäre Strömungen zu kritisieren, die sich als politisch "links" ausgeben. Im Grunde genommen passen Links und Identitarismus nämlich nicht zusammen. Links meinte immer Menschenrechte, ausgehend vom Humanismus. Links hiess nach der französischen Revolution, dass Menschen sich gegen die Einteilung in Menschenschubladen zur Wehr setzten. Links mein Internationalismus und stellt jeden Menschen dabei in den Mittelpunkt. Es geht um den Menschen an sich und die Gewährung der gleichen Rechte. Es geht dabei nicht um die Rechte von Gruppen gegenüber anderen Rechten anderer Gruppen.
Konstruktiv sein können wir, indem wir die Selbstaussage von Menschen über ihr Geschlecht ernstnehmen und anerkennen, dass diese Aussage tatsächlich eine Aussage über das Geschlecht ist. Die Welt wird besser werden, wenn Menschen zugetraut wird, wahrhaftig zu sein und sich selbst zu akzeptieren und anzunehmen.
Wir glauben fest daran, dass das möglich ist. Warum? Liebe ist stärker als Hass.
Link zum Hoffington-Post-Artikel